Am Tag des meteorologischen Sommeranfangs, dem 01. Juni, sollte sich zeigen, ob für den Zweitplatzierten der Bezirksliga West, den Brühler SK 3, oder für unsere Zweite als Vizemeister der Bezirksliga Ost die Sonne besonders hell scheinen sollte. Es ging in dieser Relegation um den Aufstieg in die SVM Verbandsliga.
Wir konnten, in Brettreihenfolge, mit Christian Heckötter, Andreas Dreiocker, Stefan Gutt, Wolfgang Preiß, Frank Lobbes, Wolfgang Krug, Mannschaftsführer Christian Eberl und Detlef Krämer in starker Besetzung antreten. Das war besonders wichtig, weil die Schachfreunde aus Brühl als leichte Favoriten gelten konnten. Doch fehlten ihnen zwei der Top-5 Spieler, womit von einem Duell auf Augenhöhe gesprochen werden konnte.
Mit etwas Verspätung und nach herzlicher Begrüßung durch die Mannschaftskapitäne gab Wettkampfleiter Joachim Raabe, der mir an Brett 5 gegenüber saß, die Bretter frei. Dass zwei Spieler unserer Gäste erst ein paar Minuten später eintrafen, weil ihnen die Gladbacher Straßen wohl einen Streich gespielt hatten, war ohne Einfluss auf das weitere Geschehen.
Erst einmal geschah relativ wenig. Nach fast eineinhalb Stunden war an allen Brettern noch alles offen. Ein Indiz für die hohe Konzentration und gebotene Vorsicht angesichts des hohen Ziels. Die kompliziertesten Stellung waren augenscheinlich an Brett 4 mit Wolfgang Preiß, der Zug um Zug am Druck gegen Ingo Rieber arbeitete, und an Brett 7, wo sich taktische Verwicklungen im Zentrum abzeichneten. Wolfgang Krug befand sich bereits in einem schwierigen Endspiel der Springerpaare gegeneinander.
Die erste Punkteteilung erreichte Andreas Dreiocker, der seinen Eröffnungsvorsprung nach einem Skandinavier nicht vergrößern konnte und die Partie in ein ausgeglichenes Turmendspiel „hinein plätscherte“, wie er es beschrieb. Kurz danach zog Wolfgang Krug nach und einigte sich mit dem starken Boris Kart auf Remis. Ein Erfolg, da Boris in der Saison mehr als 80 Prozent der möglichen Punkte eingefahren hatte.
Leider gerieten wir in Rückstand, als Christian Eberl in einer „normalen Partie“, wie er es nannte, in Zeitbedrängnis eine Figur verlor. Da wir an den Brettern eins, drei und vier recht chancenreich standen blieb der Optimismus erhalten. Am fünften und achten Brett mit Detlef Krämer sah es ausgeglichen aus. Auch unsere Kiebitze, der Vorsitzende Johannes Selbach, Ehrenmitglied Oswald Gutt und Stammersatz Andreas Winckler ließen sich durch den Rückstand nicht aus der Ruhe bringen.
Christian Heckötter, der an Brett eins während der Saison die schwersten Spieler vor sich hatte, holte den nächsten halben Punkt. Gegen den Spitzenspieler Friedhelm Heuser, mit einer DWZ über 2000 ein Großkaliber der Bezirksligen und mit einer Punktausbeute von ebenfalls über 80 Prozent ein wichtiges Ergebnis unseres Spitzenbretts, zumal nach Christians Aussage die Bauernstruktur am Ende eher gegen ihn sprach. Derweil bauten Stefan Gutt an Brett drei und Wolfgang Preiß am vierten Brett weiter Druck auf. Ich versuchte am fünften Brett möglichst fehlerfrei meine Pirc-Verteidigung durchzuziehen und am Damenflügel mit den Bauern vorzustoßen.
Dann überschlugen sich nach über zweieinhalb Stunden die Ereignisse: Wolfgangs Kontrahent griff in der Verteidigung fehl, und konsequent nutzte Wolfgang die Chance, mit starkem Figurenspiel die Deckung von Ingo Rieber zu zerschlagen. Sein Gewinn bedeutete mehr als den Ausgleich, da bei einem Unentschieden des Mannschaftskampfs die Berliner Wertung zum tragen kommen sollte. Fast gleichzeitig traf auch Joachim Raabe gegen mich die unglücklichen Entscheidungen, zu früh einen Bauernvorstoß im Zentrum zu wagen, was ihm nach einem Zwischenzug meinerseits diesen Bauern ersatzlos kostete, und mir dann noch die a-Linie zu öffnen. Technisch war es die Vorentscheidung.
So sah es auch Stefan Gutt, der in vorteilhafter, aber nicht entschiedener Stellung, Remis mit Anguel Vladimirow vereinbarte. Damit war klar, dass bei einem Sieg am fünften Brett der Aufstieg in trockenen Tüchern wäre, unabhängig vom Ergebnis am achten Brett. Dort kämpfte unser ‚Debütant‘ Detlef Krämer, erst im Laufe der Saison zu uns gewechselt, ein spannendes, meist ausgeglichenes Match.
Joachim Raabe versuchte noch alles aus der Stellung zu holen, büßte dabei aber zwei weitere Bauern ein und konnte Vereinfachungen nicht verhindern. Erst als kein Gegenspiel mehr möglich war gab er mit fairem Händedruck auf. Wir hatten es geschafft!
Zuletzt einigten sich Detlef Krämer in der letzten Partie auf ein friedliches Ende des Wettkampfs, den wir mit 4½ zu 3½ für uns entscheiden konnten.
Die dritte Mannschaft des Brühler SK war die erwartet schwere Hürde auf unserem überraschenden Weg in die Verbandsliga, und jederzeit fair und freundschaftlich trotz des sportlich hohen Ziels. Dafür unser Dank und Respekt!
Neben den acht Spieler, die heute am Brett saßen, hatten auch Thomas Kremer und Andreas Winckler aus unserer Zweiten und die Ersatzspieler Christian Schüers, Michael Hoferichter, Johannes Selbach und Florian Ehmann ihren wertvollen Beitrag zu dem Erfolg geleistet.
Unsere Zweite wird nächste Saison in der Verbandsliga schwere Aufgaben zu lösen haben. Wir dürfen gespannt sein, wie die Reise auf den 64 Feldern weitergeht.