Unsere Zweite: Vize-Meister der Bezirksliga Ost! Ein Bericht von Frank Lobbes

Ein wenig Nervosität mag den einen oder anderen, mich zum Beispiel, vor dem letzten Mannschaftskampf in der Bezirksliga Ost ergriffen haben. Schließlich hatten wir im engen Aufstiegsrennen eine ausgezeichnete Ausgangsposition (siehe Mannschaftsbericht zum 8. Spieltag). Nach dem Mannschaftsfoto (leider ohne Wolfgang Preiß, unser zuverlässiges Brett fünf) und der Ankündigung freier Getränke für alle begann an sieben Brettern der Wettkampf mit den SF Köln-Mülheim 1.

Richtig gelesen, der Platz gegenüber Andreas Dreiocker an Brett zwei blieb leer. Natürlich ein Vorteil für uns und Andreas hat es damit geschafft, ungeschlagen durch die Saison zu kommen. Eine großartige Leistung, da er zweimal am Spitzenbrett und fünfmal an Brett zwei nur starke Gegner vor sich hatte.

Die erste Stunde verlief gewohnt mit der Suche nach Vorteil in der Eröffnung. Christian Heckötter baute sich holländisch gegen Volkmar Schwan auf, Stefan Gutt spielte Damengambit mit German Gossmann und Frank Lobbes hatte ein Dreispringerspiel gegen Stephan Beyer auf dem Brett.

An Fünf wurde sizilianisch zwischen Wolfgang Krug und Patrick Behrens eröffnet, und Thomas Kremer spielte einen „seltsamen“ Skandinavier gegen Sebastian Böhme, wie er selbst feststellte. Die Pirc-Verteidigung von Andreas Winckler an Brett sieben mit Helmut Hirche sah ebenso seriös aus wie die Italienische Partie von Mannschaftsführer Christian Eberl gegen Martin Schreiner an Brett acht..

Stefan an Brett drei hat eine sensationelle Saison gespielt mit seinen vier Siegen und drei Unentschieden bei nur einer Verlustpartie am ersten Spieltag. Er ließ seinen Kontrahenten in eine Eröffnungsfalle laufen, die ihm einen Offizier für nur einen Bauern einbrachte. Sein Bruder Oswald, als Kiebitz dazugekommen, meinte zwar, dass die Falle schon im „Schachbuch für Neandertaler“ stehe, aber man muss dieses Buch auch kennen.

2:0 mit einem Extrapunkt wegen des kampflosen Brettes sollte eigentlich Sicherheit geben. Trügerisch, immerhin hatte Mülheim schon Porz aus dem Aufstiegsrennen geworfen und erwischte uns kurz nach 13 Uhr mit einem Doppelschlag. Thomas Kremer hatte Tag der offenen Tür am Königsflügel und keine Türsteher für seinen Monarchen abgestellt. Sebastian Böhme zerlegte ihn sehenswert. Minuten später übersah Christian Eberl eine zu einfache Drohung: Abzugsschach und Damengewinn für Martin Schreiner. Da wurde es direkt dunkel für Christian, acht Stunden vor Sonnenuntergang.

Andreas Winckler brachte uns 20 Minuten später wieder in Führung. Erst gewann er einen Bauern, dann die Qualität und zu guter Letzt für uns noch einen Turm. Zuviel für Helmut Hirche, der sich geschlagen gab. Dadurch brauchten wir nur noch einen Punkt an den verbliebenen der Brettern.

Am Spitzenbrett hatte Christian (soweit ich das beurteilen kann) stetig den Raumvorteil von Volkmar Schwan egalisiert und auf ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern zugesteuert. Ich hatte an Brett vier früh einen Bauern geopfert, um Stephan Beyer gleich zwei isolierte Doppelbauern als Denksport zu bescheren, und sah mich mit einem „ewigen Springer“ im Zentrum in Vorteil. Wolfgang Krug hatte taktisch die besseren Optionen am fünften Brett. Klar entschieden war keine der Partien.

Um kurz vor halb drei musste ich schweren Herzens einsehen, dass Stephan Beyer die Brettmitte so verrammelt hatte, dass ein Durchbruch nicht mehr möglich war. Im 32. Zug hatte ich Remis noch abgelehnt, im 50. Zug bot ich es selbst an. Für die Mannschaft ein guter halber Punkt, da der nächste friedliche Ausgang bereits den Gewinn des Mannschaftskampfs bedeutete. Und diese Punkteteilung sicherte uns Wolfgang Krug mit seiner soliden Spielführung gegen Patrick Behrens. Der zweite Platz in der Beziksliga stand damit fest.

Christian hatte sich allerdings ein vorteilhaftes, viel Geduld erforderndes Endspiel aufgebaut. Als stärkster Spieler unserer Zweiten zeigte er seine Qualität, die in der Theorie schwierige Konstellation gleichfarbiger Läufer im Bauernendspiel zu einem hochverdienten Gewinn umzumünzen. Sein bemerkenswerter Einsatz führte zu einem etwas zu spannenden 5:3, oder wie im KSV gerechnet wird, 18:13.

Doch das Aufstiegsdrama ist noch nicht zu Ende. Parallel gewann KSK Dr. Lasker 3 bei den SF Rodenkirchen 1 mit 18:14 und sicherte sich den ersten Platz der Bezirksliga Ost. Es muss ein großer Wettstreit gewesen sein, keine Partie endete Remis! Herzliche Gratulation an den Meister!

Wir zogen an Rodenkirchen vorbei auf Platz zwei und werden uns, wenn meine Informationen richtig sind, uns noch einem Stichkampf mit den Brühler SK 3 stellen. Eine wirklich herausfordernde Aufgabe, bei der Brühl als Favorit gelten darf. Aber wer hatte vor der Saison damit gerechnet, dass unsere Zweite so weit kommen kann? Also: Alles ist möglich!